Die Sterblichkeit untermaßiger Zander nach dem Fang
Dieser Artikel soll ein Appell an alle Zanderangler sein. Wer kleine untermaßige Zander hakt, sollte äußerst vorsichtig beim Zurücksetzen sein. In einer wissenschaftlichen Arbeit an der Humboldt-Universität Berlin wurde von Prof. Dr. Arlinghaus und dem Fischereibiologen Jan Hallmann die Überlebensfähigkeit von Zandern nach dem Zurücksetzvorgang untersucht (Arlinghaus & Hallermann 2007). Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in der Wissenschaftszeitschrift „Fisheries Management and Ecology“, woraus auch die folgenden Fakten stammen. Zusätzlich würde für die Ergebnisdarstellung auf die Bacheloarbeit von Jan Hallermann zurückgegriffen, die dem wissenschaftlichen Aufsatz zu Grunde liegt. Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag darauf, wie sich die Dauer des Aufenthalts an der Luft auf die Sterblichkeit (Mortalität) beim Zander auswirkt. Oftmals werden die Fische zum Abhaken und zum Vermessen aus dem Wasser genommen und sind so der Luft ausgesetzt. Sie werden erstaunt sein, wie groß der Einfluss der Dauer des Luftaufenthalts auf die Sterblichkeit ist. Im Folgenden will ich Ihnen die Ergebnisse darstellen.
Insgesamt wurden bei der Untersuchung 107 Zander in vier Versuchsgruppen eingeteilt. Die Zander waren zwischen 20 und 46 cm lang (Abbildung 1). Die Simulation eines Drills bis zur Erschöpfung wurde in einem separaten Becken durchgeführt. Dabei wurde jeder einzelne Fisch bis zum Verlust des Gleichgewichtes gescheucht, um die Erschöpfung bei einem Drill nachzuahmen. Das war notwendig, um die Ergebnisse direkt auf den Aufenthalt in der Luft zurückführen zu können, ohne störenden Einfluss der Verletzungen wie beim echten Angeln üblich. Im Anschluss wurden die Zander aus den vier Gruppen unterschiedlich lange der Luft ausgesetzt und zur Sterblichkeitsbeurteilung in Erdteiche gesetzt.
Abbildung 1: Anzahl der Zander in Abhängigkeit zur Länge vor Versuchsbeginn (Daten aus Hallermann 2006).
– Gruppe 1 wurde nicht der Luft ausgesetzt.
– Gruppe 2 wurde 60 Sekunden der Luft ausgesetzt.
– Gruppe 3 wurde 120 Sekunden der Luft ausgesetzt.
– Gruppe 4 wurde 240 s der Luft ausgesetzt.
Es wurde darauf geachtet, dass der Einfluss der Temperatur, Sauerstoff, pH-Wert und Grad der Verletzung keinen Einfluss auf das Experiment hatten.
Nachdem die Zander der Luft ausgesetzt wurden, sind sie für 40 Tage beobachtet worden. Neben der Sterblichkeit wurde auch das Wachstum beobachtet. In vorangegangen Studien an anderen Fischarten konnte ein Einfluss des Stresses auf das Wachstum nach dem Zurücksetzten festgestellt werden.
Die Ergebnisse:
– Dadurch, dass der Zander an die Luft gelangt, wird das Wachstum nicht beeinträchtigt!
– Die Sterblichkeit erhöht sich bei den Zandern enorm, die an die Luft gelangt waren. Bei den Zandern aus Gruppe 1, die nicht der Luft ausgesetzt waren, betrug die Sterblichkeit bereits bei 11,1 %. Auch diese Zander wurden zu einem gewissen Grade gestresst, z.B. bei Handling vor dem Versuch und beim Transport zwischen Becken und Beobachtungsteich. Bei den Zandern aus Gruppe 2, 3 und 4 lag die Sterblichkeit im Durchschnitt aber bei 31,3 % (Abbildung 2).
– Ein kritischer Wert für die Dauer, die die Zander an der Luft aushalten, konnte also nicht festgestellt werden. Der Fakt des Luftaufenthalts an sich reichte schon aus, um die Sterblichkeit von rund 11 % auf im Durchschnitt 31% ansteigen zu lassen.
– Je größer die Zander waren, umso geringer war die Sterblichkeit nach dem Zurücksetzten (Abbildung 3)
Fazit:
Unbedingt alle untermaßigen Zander im Wasser abhaken und wenn möglich das Haken von untermaßigen Zandern durch die Angelplatzwahl oder einen Angelplatzwechsel minimieren.
Quellen (www.adaptfish.igb-berlin.de):
ARLINGHAUS, R. & HALLERMANN, J. (2007): Effects of air exposure on mortality and growth of undersized pikeperch, Sander lucioperca, at low water temperatures with implications for catch-and-release fishing). – Fisheries Management an Ecology – 14, 155-160
HALLERMANN, J. (2006): Auswirkungen eines simulierten Angelvorgangs auf Mortalität und Wachstum von untermaßigen Zandern (Sander lucioperca). – Unveröffentlichte Bachelorarbeit; Humboldt-Universität Berlin, Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät
Abbildung 2: Sterblichkeit der untermaßigen Zander in Abhängigkeit vom Kontakt mit Luft (Daten aus Arlinghaus & Hallermann 2007 und Hallermann 2006).
Abbildung 3: Durchschnittliche Länge der gestorbenen und der nicht gestorbenen Zander (Daten Arlinghaus & Hallermann 2007 und Hallermann 2006).
Das sollte zum nachdenken anregen.
Guter Bericht.
Hi Daniel
eine sehr interessante Untersuchung!
Aus zahlreichen eigenen Fängen kann ich die Untersuchung bestätigen. Optimal ist es den untermassige Zander im Wasser abzuhaken.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Fangtiefe, aus der die Zander hoch kommen. Je tiefer gefangen, desto größer die Schwimmblase im Körper. Es hat sich bewährt dem Zander einen kleinen „Schrecken“ beim zurück setzen einzujagen. Dann geht er fast senkrecht wieder auf Tiefe. Ohne diesen „Schreck“ bleiben Sie häufig an der Oberfläche und verenden.
Gruß
Achim
Das sollte man auch bei Barschen machen(wenn man sie zurücksetzen will) 😉
Davon abgesehen sehr interessant!!!!!!!
Sauberer Bericht! Finde das sehr informativ. So lehrreiche Artikel werden sicher gut verlinkt und locken noch mehr Besucher auf die Seite. Zu Recht, wie ich finde!
Ich als Anfänger würde mich auch darüber freuen, was man gerade beachten muss, um erfolgreich fischen zu gehen.
Jeden Monat ein kleiner Artikel zu Gewässer, Wetter und Köder würden sicher viele gerne und mit Interesse lesen! Ein paar Infos kannst schon raus geben, die großen Welse schnappt Dir schon keiner weg 😉
So interessant der Artikel auch ist… Wer drillt denn einen so kleinen Zander bis zur Erschöpfung?? Zander der untersuchten Größe lassen sich einfach rankubeln, da muß man nicht großartik drillen.
Des Argument eines Vorredners mit dem „Schrecken“ beim zurücksetzen ist absolut richtig. Das wird beim Big-Game schon sehr lange praktiziert und hat auch schon seinen Weg nach Norwegen gefunden.
* Tolle Studie (für die Mülltonne ), ich habe es noch nie fertig gebracht, daß ein untermaßiger Zander beim Drill bis zur Erschöpfung gescheucht wurde.
* Für nen untermaßigen Zander braucht man in der regel niemals 60s zum abhaken.
* Die haben ja nen tollen Umgang mit den Fischen, wenn sogar 11% ohne „Drillsimulation“ sterben. Kein Vergleich zu den in der Natur Gefangenen Fischen. Wenn die Fische durch den Transport schon angeschlagen sind werden Sie natürlich auch schneller den Hüpfer machen.
Mal abgesehen von dieser miesen Studie unterstütze ich den Aufruf zum schonungsvollen Umgang mit den gefangenen Fischen.
Das Fazit ist OK:
Generell sollten alle untermaßigen Fische zum abhaken zu wenig Luft abbekommen wir nur nötig. Ich versuche sie auch immer direkt im Wasser abzuhaken. Aber, dass es so extrem ist, hätte ich nicht gedacht.
Danke für diesen aufschlussreichen Artikel. Eigentlich sollte die Statistik einigen Anglern unter die Nase gerieben werden.
Grüße vom PetriAngler
Hi PetriAngler,
ich fande die Studie auch sehr gut. Obwohl man die Randbedingungen natürlich berücksichtigen muss. Ein Fisch wird wahrscheinlich nicht so arg im Drill belastet wie im Versuch durchgeführt wurde. Aber es geht generell um das Verhältnis, dass die Fische die nicht an die Luft gekommen sind, deutlich bessere Überlebenschancen haben.
Schöne Grüße Dani
Hallo liebe Grüße Von den Donauanglern wieder mal die Frage ob wir diesen Bericht/Studie bei uns im Forum einstellen dürfen natürlich mit angabe von seite (Quelle) und den Autor .
Lg Manfred
Ihr seit doch alles lutscher ! Die kleinen schmecken doch am besten.
Dieser test geht meilenweit an den realen Bedingungen vorbei.
Drilldauer ist weder in zeit und Belastung vergleichbar mit dem test. Den exponential großen Unterscheid durch übersäurung und dadurch entstehenden schaden an der luft wird in keinster weise in betracht genommen. Darüber hinaus die unrealistischen zeiten an der luft.
Dieser test ist reine zeitverschwendung und völlig sinnloser- stress für den fisch incl todesfolge.