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Die ultraviolette Wahrheit - Fluoreszierende Köder - Raubfisch-XXL.de

Die Theorie der fluoreszierenden Köder und deren Fängigkeit

Mein Bekannter Birger Domeyer war so lieb und stellte mir einen sehr aufschlussreichen Artikel zur Verfügung. Wer sich schon immer gefragt hat, was es eigentlich mit den fluoreszierenden Ködern auf sich hat, bzw. ob dieses Farbspektrum tatsächlich fängt, der bekommt darauf Antworten. Am Beispiel einiger toller Quantumköder berichtet Birger über seine Erfahrungen und illustriert dies an aufschlussreichen Bildern.
Vielen Dank Birger! Und nun unbedingt weiterlesen!

Es ist Herbst. Ein trüber Tag mit viel Wind verspricht eigentlich gute Fangaussichten. Seit einigen Stunden beha(r)ke ich mit meinem Kollegen Markus einen norddeutschen Fluss nach Zandern. Aber bis auf ein paar Attacken und wenigen kleinen Fischen tut sich nicht viel. „Jetzt muss was richtig Hässliches dran“ sage ich zu Markus und wühle tief in der Köderbox. Ein moosgrüner Gummi kommt zum Vorschein. Markus kommentarloses Kopfschütteln signalisiert mir, dass ich auf jeden Fall einen der hässlichsten Köder gefunden habe. Erster Wurf: Peng! Schon hängt der erste Zander. Die ungläubigen Blicke verschwinden, als der zweite, dritte und vierte Wurf auch einen Zander bringen, zudem sie immer größer werden. Mittlerweile bin ich bei 80cm angekommen und Markus wühlt ebenfalls in seiner Box nach einem moosgrünen Gummi. Er hatte einen fluogelben Köder dran und blieb komplett ohne Biss.

Es ist nur eine Szene aus vielen, die jeder Angler sicher kennt. An manchen Tagen fangen bestimmte Farben einfach unglaublich gut, ähnliche dagegen werden ignoriert. Aber warum ist das so? Inspiriert durch den Fisch & Fang Artikel über Köder, die unter ultraviolettem Licht zu leuchten beginnen, rollte ich die „Farbauswahlfrage“ noch einmal auf. Die Literaturrecherche in der biologischen Abteilung ergab, dass unsere einheimischen Fische definitiv Farben sehen können. Darüber hinaus haben manche Fische aber noch die Fähigkeit, ultraviolettes Licht wahrzunehmen. Was heißt das nun genau?
Nicht jeder ist Physiker und weiß, worum es hier geht, also erkläre ich es kurz: Das Farbspektrum des Sonnenlichts setzt sich aus mehreren Farben zusammen. Insgesamt wirkt es für uns weiß, weil (nahezu) alle Farben enthalten sind. Der Mensch kann ca. 7×106 Farbtöne wahrnehmen. Das vom Menschen wahrgenommene Farbspektrum umfasst ca. 390 bis knapp über 700 Nanometer, also von violett bis dunkelrot. Nicht sichtbar sind dagegen für den Menschen ultraviolettes Licht (unter 390nm), auch bekannt als Schwarzlicht z.B. in der Disco und infrarotes Licht, bekannt als Wärmestrahlung.

Die folgende Grafik zeigt dieses Lichtspektrum:

Tiere dagegen können als Anpassung an ihren Lebensraum ein erweitertes Farbspektrum wahrnehmen. Schlangen z.B. können infrarote Strahlung erkennen, wie etwa von Beutetieren, die durch Muskelaktivität Wärme erzeugen. Und warum können Fische nun ultraviolettes Licht wahrnehmen? Ganz einfach: ebenfalls als Anpassung an ihren Lebensraum. Unter Wasser können mit zunehmender Tiefe die kurzen Wellenlängen tiefer eindringen als die langen Wellenlängen. Sprich: rot verschwindet zu erst, dann gelb, gefolgt von grün und zuletzt blau sowie violett. Ultraviolett reicht sogar noch etwas tiefer. Da viele Gewässer tief und/ oder trüb sind, würden grundnah lebende Fische schnell nichts mehr erkennen, wenn sie nicht ein in Richtung UV-Licht erweitertes Sehspektrum hätten.

Genug der Theorie, denn was sagt uns das nun bezüglich der Farbauswahl?
Manche Farben reflektieren ultraviolettes Licht und sind somit UV-aktiv. Man bezeichnet sie auch als fluoreszierend. Einfaches Beispiel: einen fluogelben Gummifisch kennt wohl jeder Zanderangler. Er ist stark fluoreszierend und somit für den Zander in großer Tiefe oder trüben Wasser gut erkennbar. Nicht umsonst ist diese Farbe so beliebt, möchte man einen Stachelritter überlisten.

Wie erkenne ich nun einen fluoreszierenden Köder?
Mit dem bloßen Augen gar nicht, wir können UV-Licht ja nicht sehen. Aber es gibt einen einfachen Trick: eine UV Lampe (Schwarzlichtröhre, Geldscheinprüfer usw.) bringt einen fluoreszierenden Köder zum Leuchten. Dieser Effekt ist aus Discotheken bekannt. Steht man hier in der Nähe einer Schwarzlichtlampe, fangen weiße Kleidungsstücke an zu leuchten, jeder Fussel ist erkennbar, von manch einem strahlen die Zähne wie in einer Zahnpastawerbung. Warum ist das so? Die Waschmittelhersteller setzen ihren Waschmitteln bestimmte Chemikalien zu, die die Kleidung noch weißer machen. Da das Tageslicht auch UV-Licht enthält, wirken diese im Alltag ebenfalls von jeglichem Grauschleier befreit, der Kunde hat anscheinend wunderbar saubere Wäsche. Unter einer UV Lampe wird dieser Effekt verstärkt und die Kleidung leuchtet wie der Mond.


Wieder zurück zu den Angelködern. Auch ihnen werden Chemikalien beigemengt, die den Köder greller erscheinen und unter UV Licht leuchten lassen. Macht das nun Sinn, oder ist es nur gut, um den Kunden zu fangen, ähnlich wie beim Waschmittel? Es macht Sinn, denn im Reich der Zander ist es häufig recht dunkel, jedoch wird ein gewisser Teil UV-Licht auch hierher noch vordringen. Der Köder wird heller erscheinen als die restliche Umgebung. Ist unser Köder also in der Lage, durch das eindringende UV-Licht hier unten noch auffällig zu wirken, kann ihn der Fisch besser wahrnehmen, als einen Köder, der nicht UV- aktiv ist. Wichtig zu wissen ist nur: Der Fisch nimmt den Köder dann besser wahr, das ist aber keine Garantie dafür, dass er ihn auch attackiert! Fluoreszierende Köder sind kein Allheilmittel und fangen nicht zwangsweise mehr Fische als andere Köder.


Kommen wir zurück zum Ausgangsbeispiel: Markus fischte einen fluogelben Gummi, ich einen Grünen, der aber auch UV-aktiv ist, wie ich später gesehen habe. Die Zander reagierten also auf Fluogrün, nicht aber auf Fluogelb. Hier ist probieren angesagt. Grundsätzlich lässt sich aus bisherigen Erfahrungen aber ableiten: Je dunkler ein Gewässer wird, desto mehr fangen die fluoreszierenden Köder. Auch in klarem Wasser sind sie empfehlenswert, etwa bei wenig Lichteinfall wie in der Dämmerung und nachts. Je klarer das Wasser wird und damit auch das Farbspektrum größer, das die Fische wahrnehmen, desto weniger gut fangen die UV-aktiven Köder. Dieser bunte Papagei ist dann zu auffällig und veranlasst den Fisch zu Misstrauen.


Damit man sich einmal eine Vorstellung davon machen kann, welchen Köder man zu welchen Bedingungen einsetzen kann, habe ich einen Teil des Quantum Gummi-Sortiments unter die Lupe bzw. unter die UV-Lampe genommen. Mit diesen Ködern habe ich sehr viel gefischt und auch gefangen, weiß auch wann welche Farbe bei den Fischen ankommt. Diese habe ich unter UV-Licht gehalten und einige Aha-Effekte erhalten. Manch Klarwasserfarbe fing nämlich immer wieder auch im Trüben sehr gut und leuchtete plötzlich unter UV Bestrahlung leicht auf. Das erklärt, warum die Fische den augenscheinlich dunklen Köder unter dunklen Bedingungen gut wahrnehmen konnten. Aber der Reihe nach, denn jetzt kommen erstmal ein paar Fotos von den Ködern. Links immer ohne UV-Licht, rechts unter einer UV-Lampe (ich habe dafür einen einfachen Geldscheinprüfer gekauft).

Zuerst die Stratocaster:

Eine erkennbare starke Fluoreszenz haben die Farbe Yellow Flame und Perch (die beiden Oberen) sowie Fire Fox (unten links). Diese sind somit ausgesprochen gute Farben für die Angelei unter schlechten Sichtverhältnissen. Die Farben Hot Lips, Sweet Pink und Steel Fin sind nicht UV-aktiv und somit für klares Wasser und gute Sicht geeignet. Die Farben Jelly Flake und Salt& Pepper habe ich noch mal vergrößert dargestellt, da sie teilweise UV-aktiv sind. Die leicht grün eingefärbten Schwanzteller reagieren auf das UV-Licht, der Körper dagegen nicht. Diese Köder sind grundsätzlich für alle Bedingungen geeignet. Manchmal ist eben maximale Wahrnehmbarkeit nicht bei den Fischen gefragt und man muss einen Köder einhängen, der nur teilweise fluoresziert. Mit diesen Ködern habe ich sowohl im klaren als auch im trüben Wasser gut gefangen.

Ein Beispiel möchte ich dennoch geben: beim Dorschangeln ist der Jelly Flake tagsüber mein eindeutiger Favorit. Zwar fängt auch das bekannte rot (Fire Fox) seine Fische, aber deutlich weniger. Nachts dagegen fängt der Fire Fox deutlich besser als der Jelly Flake, der aber dank seines fluoreszierenden Schwanzes auch hier einsetzbar ist.

Weiterhin möchte ich anmerken, dass meine größten Barsche auf nicht UV-aktive Köder gebissen haben. Die besten Farben waren hier Hot-Lips und Sweet Pink. Warum? Ganz einfach: Barsche mögen gute Sichtverhältnisse, also klare Gewässer. Hier halten sich gerade die großen Fische nicht so tief auf, ein UV-aktiver Köder wäre also zu „bunt“ und der Barsch lässt ihn stehen. Gerade erfahrene Barsche mögen dann einen dezenten Köder, die kleinen Exemplare hingegen sind recht anspruchslos, nehmen auch den Jellow Flame ohne Bedenken.

Hier also nur die Farben des Freddy Shad, die beim Hairy Mairy nicht vorkommen. Rein interessehalber habe ich den Slendry auch dazu gelegt, weil er gerade in meiner Box rumflog. Fangen wir mit ihm an: wie man sieht, ist der blaue und der schwarz-weiße Slendry UV-aktiv. Der in goldglitter dagegen nicht. Ob das nun wirklich so ist kann ich schlecht sagen, da die Fluoreszenz abfärben kann und sie mit den Freddy Shads in der Farbe opening night zusammen lagen. Dazu aber später mehr.


Eine weitere Überaschung ist der Swampy, er ist zwar braun-goldglitter, also eigentlich eine Klarwasserfarbe, besticht aber durch seine komplette UV-Aktivität, ist somit z.B. ein Favorit im trüben Wasser mit hellem Untergrund (z.B. Rhein bei Hochwasser). Die anderen Farben sind nur teilweise UV-aktiv, der Zulu mit seinem gelben Bauch, der Sunset mit seinem orangefarbenen Bauch. Diese Farben eignen sich z.B. bei trübem Wasser + Sonnenschein sowie auf hellen Untergründen. Gerade der Sunset ist ein Allrounder, der auch im klaren Wasser sehr gut fängt. Der Limo dagegen ist nur am Rücken UV-aktiv und fängt sehr gut in trübem Gewässer, vor allem auf dunklen Untergründen. Beim Poison fluoresziert nur das grelle Schwanzende, dafür aber sehr stark. Mit dieser Farbe haben wir immer Fische gefangen, ob trüb, klar, Sonne oder bewölkt. Generell setze ich ihn aber gerne bei Sonnenschein ein und klarem Wasser.

Nun zum Hairy Mairy Leider sind die Fotos nicht so gut geworden, allerdings ist es nicht leicht, mit UV-Licht zu fotografieren. Deshalb noch die Erklärung in Worten dazu.

Beim Hairy Mairy sind die Fransen bei jedem Modell fluoreszierend. Wahrscheinlich ist er deshalb unser Favorit zum Zanderangeln. Die am stärksten fluoreszierende Farbe ist die Pink Lady, gerade der Rücken leuchtet absolut grell. Er ist verboten fängig in trüben Gewässern mit dunklem Untergrund, egal ob Sonnenschein oder nicht. Danach folgt das Opening Night, er schimmert durchweg unter UV-Licht. Er gilt immer als Bank zum Zanderangeln, egal welche Bedingungen oder Lichteinfall. Im klaren Wasser lockt er durch die transparente Erscheinung, bei weniger Licht zeigt er eine leichte Fluoreszenz. Nicht umsonst fallen viele große Zander auf diese Farbe herein, wie erst der 1,02m Fisch im Dezember bei Freddy gezeigt hat. Der Amber Jack ist nur am Rücken UV-aktiv, eignet sich sehr gut für trübe Gewässer und dunklen Untergrund. Beim Soylent Green dagegen ist nur der grasgrüne Bauch fluoreszierend. Durch den goldglitter Rücken fängt er z.B. gut in klaren Gewässern,  bei bedecktem Himmel oder in der Dämmerung. Auch in trüben Gewässern mit hellem Untergrund ist er sehr fängig. Der Salt´n Pepper ist nicht UV-aktiv (außer den Fransen), mit ihm fangen wir am besten bei viel Sonnenschein. Er ist außerdem unser Favorit zum Barschangeln. Der Firetiger ist ein mit seinem Perleffekt im Grün ebenfalls nicht fluoreszierend. Trotzdem ist er ein heller Köder und hat im trüben Gewässer schon so manchen Tag gerettet. Generell ist er eine Bank für alle Bedingungen, ähnlich wie der Opening Night, nur dass ich den Firetiger lieber an bedeckten Tagen fische. Der Xmas und der Hot Brownie sind ebenfalls bis auf die Fransen nicht fluoreszierend. Beide fangen sehr gut in klaren Gewässern und bei Sonnenschein. Der Hot Brownie ist neben dem Stratocaster mein Lieblingsköder zum Dorschangeln, egal ob tagsüber oder nachts. Die Fransen sind ein richtiger Dorschmagnet, den V-Schwanz vom Freddy Shad mögen sie dagegen nicht so gerne.

Da mir der leuchtend blaue Slendry keine Ruhe gelassen hat, hier einmal alle Slendrys unverfärbt unter UV-Licht.

Jetzt ist deutlich erkennbar, dass die Farben Brownie, Golden Glitter, Smoke Glitter und Blue Glitter nicht fluoreszieren (alle Köder auf der rechten Seite). Der bei den Freddie Shads abgebildete Slendry in Blue Glitter ist also abgefärbt. Die Farben Sunset und Lime sind am stärksten UV-aktiv, der Lemon Ice und der Perch etwas weniger. Beim Lemon Ice und Lime fällt der besonders stark fluoreszierende gelbe Rücken auf, sie sind somit besonders gut auf dunklem Untergrund erkennbar.

Fehlt noch der Spanker. Bei diesem Gummi sind einige besonders helle Farben dabei:

Auf der linken Seite erkennbar gar nicht floureszierend sind der Green Phantom und der Morning Glory. Der President´s Choice hat einen ganz wenig fluoreszierenden Rücken, der Sledge Hammer einen leicht fluoreszierenden Bauch. Alle vier Farben sind für klares Wasser, Sonnenschein sowie helle Untergründe sehr gut geeignet. Dem entgegen stehen die sehr stark UV-aktiven Farben auf der rechten Seite. Der White D-Lite, Pink Pussycat und Pepper Bass leuchten wie der Mond, der Midnite Express hat einen sehr grellen Bauch.  Alle vier eignen sich hervorragend für das Angeln in absolut trüber Suppe, dunklen Untergründen sowie nachts. Der Spanker hat im Gegensatz zum Hairy Mairy keinen fluoreszierenden Schwanz. Die eingesetzten Fellbüschel reagieren überhaupt nicht unter UV Licht. 


Generell fällt auf, dass Grün- und Orangetöne häufig fluoreszierend sind und deshalb auch immer eine gute Wahl in trüben Gewässern. Rot dagegen ist schwierig, ist der Farbton (Japanrot) nicht getroffen, wird die Farbe mausgrau unter UV Licht und fängt dementsprechend schlecht. Der Fire Fox ist absolut getroffen und hat schon viele Zander und vor allem Hechte gebracht (unbedingt zum Bodden mitnehmen).


Weiterhin habe ich bemerkt, dass weiße Köder so gut wie nie UV-aktiv sind. Perlmuttweiße Köder erst recht nicht. Der einzige UV-aktive Köder in weiß ist der Spanker in White-D Lite. Trotzdem fängt ein weißer Köder im trüben Wasser oft recht gut. Aber wie schon erwähnt, zählt nicht zwangsweise die maximale Leuchtkraft des Köders, die Fische müssen es auch ansprechend finden. Ein weißer Köder ist grundsätzlich ein heller Köder, der damit immer gut von Fischen wahrgenommen wird. So erklärt sich aber, warum weiße Köder auch in klarem Wasser einigermaßen fängig sind, ganz im Gegensatz zu fluogelben Ködern.


Abschließend möchte ich noch sagen, dass diese UV-Aktivität nur ein Aspekt von vielen bei der Auswahl des Köders ist. Beuteschema und Befischungsdruck gehören neben anderen Faktoren auch dazu. Es gibt nicht DEN optimalen Köder für alle Bedingungen, dessen muss man sich immer bewusst sein. Jedes Gewässer hat seine Eigenarten und einen gewissen Drang zum Ausprobieren sollte jeder gescheite Angler besitzen. Gewonnene Erkenntnisse lassen sich jedoch häufig auf andere Gewässer übertragen. Damit wird der Griff in die Köderkiste durchaus gezielter und kein Zufallsprodukt. Letztendlich wird die Angelzeit effektiver genutzt, denn mal ehrlich – Zeit hat man doch am wenigsten.

Petri Heil wünscht
Birger Domeyer von www.zandertwistern.de